Bürgerinitiativen begrüßen das Engagement des Umweltministeriums für mehr Nachhaltigkeit im Bauwesen. Beim Recyceln von AKW-Beton und AKW-Metall wird aber eine rote Linie überschritten
Seit mehreren Jahren propagiert das baden-württembergische Umweltministerium Nachhaltigkeit im Bauwesen. Als einen Schwerpunkt fordert es, schon beim Planen und Bauen an die Verwertbarkeit beim späteren Abriss zu denken. Als Zweites fördert es den Einsatz von Recycling-Beton im Hochbau. Mit Fachtagungen und Exkursionen trägt das Ministerium diese Konzepte in die Bauwirtschaft. Heute wurden zwei Musterbeispiele für den Einsatz von Recycling-Beton besucht: der Landratsamts-Anbau in Ludwigsburg und der WTZ-Turm der Stadtsiedlung Heilbronn.
Wir, die Arbeitsgemeinschaft AtomErbe Neckarwestheim, begrüßen die Förderung des Recycling-Betons ausdrücklich und wünschen uns, dass viele Bauherren sich beteiligen, um den enormen Schaden der Beton-Herstellung zu verringern, der in Rohstoffverbrauch, Energieverbrauch und CO2-Bildung besteht.
Warum aber betreibt das Umweltministerium ein Spiel mit dem Feuer, indem es ausdrücklich auch AKW-Beton zum Recyceln zulässt, ohne die Nutzer des Recycling-Betons darüber zu informieren?
Statt auf ein Verbot oder zumindest Transparenz setzt das Ministerium nur auf Verdünnung der Radioaktivität. Es schrieb uns: „Speziell bei der Verwertung von Feststoffen wie Beton ist zu berücksichtigen, dass das freigegebene und in der Recyclinganlage aufbereitete Material mit etwa der doppelten Menge anderer Rohstoffe vermischt wird, wodurch letztlich das Endprodukt (frischer Beton) gegenüber den freigegebenen Gesteinskörnungen eine geringere spezifische Aktivität besitzt.“
Die AG AtomErbe sagt dazu: Ja zu Recycling-Beton, aber nicht aus dem AKW!
Auch das vom Umweltministerium erlaubte Recyceln vom Metallen aus dem AKW lehnen wir strikt ab.
Leider haben Baustoffe teilweise bereits einen Gehalt an Radioaktivität aus natürlichen Quellen, da darf nicht noch künstliche Radioaktivität aus der Atomwirtschaft dazu kommen.
Und auch der natürliche Gehalt an Radioaktivität in Baustoffen kann günstig beeinflusst werden durch geeignete Auswahl der Abbauorte bzw. der Zutaten. Solche Fehler wie beim strahlenden Granitpflaster der Stuttgarter Fußgängerzone und beim Pflaster des Stuttgarter Marktplatzes dürfen sich nicht wiederholen. Hier steht das Umweltministerium in der Pflicht, endlich tätig zu werden.